Benediktenkraut (Cnicus/Carduus benedictus)

In den Aufzeichnungen des griechischen Arztes und Gelehrten Dioskurides im 1. Jahrhundert wird das Benediktenkraut bei Magenbeschwerden empfohlen. Der Arzt und Anatom Galen von Pergamon des 2. Jahrhunderts beschrieb in seinem Buch „Simplicum pharmacarum“ eine stuhlfördernde und harntreibende Wirkung.

Die heilende Wirkung der stacheligen Distel schlug sich in ihrer botanischen Bezeichnung nieder: Cnicus entstammt dem griechischen „knizein“ (quälen), das lateinische „benedictus“ (gesegnet, gebenedeit) nimmt Bezug auf die Qualität der Pflanze. Die Bezeichnung „benedictus“ wird auch in Zusammenhang mit dem Ordensgründer Benediktus von Nursia des 6. Jahrhunderts und den in Klöstern gärtnerisch tätigen Benediktinermönchen gebracht.

Im Englischen „heilige Distel“ („holy thistle“, „blessed thistle“) genannt, stand sie in der Behandlung von Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Fieber, Gicht, Krebs bis hin zu Schlaflosigkeit und als Tonikum nach Schwangerschaften hoch im Kurs. Hildegard von Bingen klassifizierte im 12. Jahrhundert das Benediktenkraut: „Die Benedikte ist warm und ein Aphrodisiacum, gleichzeitig ein Mittel, um die gesunkenen Körperkräfte zu heben.“

Vor allem im Mittelalter hatte das Benediktenkraut eine große medizinische Bedeutung, denn die Pflanze gehörte zu den gegen die Pest eingesetzten Heilkräutern. Eine Niederschrift des katalanischen Arztes und Pharmazeuten Arnoldus de Nuoa villa des 13. Jahrhunderts beschreibt den Fall eines Mannes, dessen Fleisch an den Schenkeln durch Geschwüre bis auf die Knochen abgefressen gewesen sei, dem durch Pflaster von Carduus benedictus geholfen wurde. Hieronymus Brunschwyg pries im 15. Jahrhundert die Fähigkeit der Heilpflanze „böse, schleimige Feuchtigkeiten“ aus dem Körper zu vertreiben und dem „kalten Magen“ Wärme zu spenden.

Im 17. Jahrhundert erfreute sich das Benediktenkraut allgemeiner Bekanntheit. In seiner Komödie “Much ado about nothing” sagt Shakespeare von ihm: “It is the only thing for a qualm (Krankheitsgefühl).” Die Distel sollte Kopfschmerzen und Migräne vertreiben, die Stimmung aufhellen und das Erinnerungsvermögen stärken. Auch bei Erkrankungen der Galle wie Gelbsucht versprach sie Abhilfe. Sie wurde zudem als ausgezeichnetes Blutreinigungs- und Entwässerungsmittel und Sedativum verwendet. Man erkannte, dass die Pflanze gegen Krebs hilft, insbesondere bei Brust- und Unterleibskrebs. Verwendung fand sie obendrein als wundheilendes Mittel für Waschungen nach einer Geburt.

In Klostergärten als Mittel gegen Parasiten, Bazillen und rheumatische Beschwerden angebaut, empfahl Matthiolus das Bendiktenkraut 1626 in seinem „New-Kreuterbuch“ als giftwidriges, entschleimendes, reinigendes, wurmtötendes und schweißtreibendes Mittel. Es sei von Nutzen gegen Pest, Malaria, Fieber, Bauchschmerzen, innerliche Geschwüre, Steinleiden, Schwindel und Kopfschmerzen. „Kardobenediktenkraut bewahrt und erledigt vor und von der Pestillenz, wiedersteht dem Gift, verzehrt und führt Phlegma aus dem Magen, tötet Würmer, löst die Brust, reinigt das Geblüt, ist gut dem abnehmenden Menschen, stiilt Grimmen, macht Schwitzen, hilft wider die faulen Magenfieber und Quartana (Malaria), wider das Steinweh und alle innerlichen Geschwüre. Kardobenediktenkraut in Speis und Trank genutzt ist behilflich wieder den Schwindel und das große Hauptweh, welches über den Augen wütet.“ Ebenso rühmt er den äußerlichen Gebrauch: “Für den Krebs und andere faule Schäden ist kaum ein köstlichere Artzney”, und berichtet von einer Frau, der die Brust durch Krebs “biß auf das Bein aussgefressen” war, der aber durch Waschung mit Benediktenwasser und Aufstreuen des gepulverten Krautes geholfen worden sei.

Im „Medicinischen Lexicon“ von 1755 erwähnt von Haller den Ruf des Benediktensaftes als eines zuverlässigen Mittels gegen “faule venerische, ja selbst die krebsmäßigen Geschwäre, innerlich und äußerlich”. Er empfiehlt das Kraut gegen Magenerkrankungen, Fieber und Kopfschmerzen, vor allem bei Vorhandensein zähen Schleims und mangelnder Gallensekretion. Die Blätter “sollen besonders dem Herzen und der Brust wohl dienen, Schweiß und mit demselben alles Gift austreiben”.

Im 18. Jahrhundert lobte der Arzt Hufeland das Heilkraut als Husten- und Katarrhmittel, aber auch gegen Krupp, Erbrechen, Schwindsucht, rheumatische Beschwerden, Exantheme, Drüsenverstopfung und Geschlechtskrankheiten. In der Deutschen medizinischen Wochenschrift von 1893 schilderte Schwartz den Fall eines Patienten mit inoperablem Unterleibskarzinom bei dem durch tägliche Gaben von 1-2 g Benediktenkraut ein auffallend langjähriger Stillstand des Leidens eintrat.

Einige Kräuterliköre enthielten neben anderen Pflanzenextrakten das Benediktenkraut, beispielsweise der „Benediktiner“ aus der Normandie.

Wichtigste Inhaltsstoffe

Sesquiterpenlactone: Artemisiifolin, Cnicin, Salonitenolid (Benedictin), Arctigenin
Flavonoide: Apigenin-7-glucosid, Luteolin, Luteolindiglucosid, Astragalin
Mineralien: 10-18% Kalium- und Magnesiumsalze
Lignanlactone: Arctigenin, Trachelogenin, Nortrachelosid und 2-Acetylnortrachelosid
Vitamin B 1
Ätherische Öle: Citronellol, Citral, Cymen, Fenchon, Cuminal und p-Cymen, Benzaldehyd, α-Amyrin und Derivate

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Benediktenkraut, Cnicus/Carduus benedictus

In den Aufzeichnungen des griechischen Arztes und Gelehrten Dioskurides im 1. Jahrhundert wird das Benediktenkraut bei Magenbeschwerden empfohlen. Der Arzt und Anatom Galen von Pergamon des 2. Jahrhunderts beschrieb in seinem Buch „Simplicum pharmacarum“ eine stuhlfördernde und harntreibende Wirkung.

Die heilende Wirkung der stacheligen Distel schlug sich in ihrer botanischen Bezeichnung nieder: Cnicus entstammt dem griechischen „knizein“ (quälen), das lateinische „benedictus“ (gesegnet, gebenedeit) nimmt Bezug auf die Qualität der Pflanze. Die Bezeichnung „benedictus“ wird auch in Zusammenhang mit dem Ordensgründer Benediktus von Nursia des 6. Jahrhunderts und den in Klöstern gärtnerisch tätigen Benediktinermönchen gebracht.

Im Englischen „heilige Distel“ („holy thistle“, „blessed thistle“) genannt, stand sie in der Behandlung von Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Fieber, Gicht, Krebs bis hin zu Schlaflosigkeit und als Tonikum nach Schwangerschaften hoch im Kurs. Hildegard von Bingen klassifizierte im 12. Jahrhundert das Benediktenkraut: „Die Benedikte ist warm und ein Aphrodisiacum, gleichzeitig ein Mittel, um die gesunkenen Körperkräfte zu heben.“

Vor allem im Mittelalter hatte das Benediktenkraut eine große medizinische Bedeutung, denn die Pflanze gehörte zu den gegen die Pest eingesetzten Heilkräutern. Eine Niederschrift des katalanischen Arztes und Pharmazeuten Arnoldus de Nuoa villa des 13. Jahrhunderts beschreibt den Fall eines Mannes, dessen Fleisch an den Schenkeln durch Geschwüre bis auf die Knochen abgefressen gewesen sei, dem durch Pflaster von Carduus benedictus geholfen wurde. Hieronymus Brunschwyg pries im 15. Jahrhundert die Fähigkeit der Heilpflanze „böse, schleimige Feuchtigkeiten“ aus dem Körper zu vertreiben und dem „kalten Magen“ Wärme zu spenden.

Im 17. Jahrhundert erfreute sich das Benediktenkraut allgemeiner Bekanntheit. In seiner Komödie “Much ado about nothing” sagt Shakespeare von ihm: “It is the only thing for a qualm (Krankheitsgefühl).” Die Distel sollte Kopfschmerzen und Migräne vertreiben, die Stimmung aufhellen und das Erinnerungsvermögen stärken. Auch bei Erkrankungen der Galle wie Gelbsucht versprach sie Abhilfe. Sie wurde zudem als ausgezeichnetes Blutreinigungs- und Entwässerungsmittel und Sedativum verwendet. Man erkannte, dass die Pflanze gegen Krebs hilft, insbesondere bei Brust- und Unterleibskrebs. Verwendung fand sie obendrein als wundheilendes Mittel für Waschungen nach einer Geburt.

In Klostergärten als Mittel gegen Parasiten, Bazillen und rheumatische Beschwerden angebaut, empfahl Matthiolus das Bendiktenkraut 1626 in seinem „New-Kreuterbuch“ als giftwidriges, entschleimendes, reinigendes, wurmtötendes und schweißtreibendes Mittel. Es sei von Nutzen gegen Pest, Malaria, Fieber, Bauchschmerzen, innerliche Geschwüre, Steinleiden, Schwindel und Kopfschmerzen. „Kardobenediktenkraut bewahrt und erledigt vor und von der Pestillenz, wiedersteht dem Gift, verzehrt und führt Phlegma aus dem Magen, tötet Würmer, löst die Brust, reinigt das Geblüt, ist gut dem abnehmenden Menschen, stiilt Grimmen, macht Schwitzen, hilft wider die faulen Magenfieber und Quartana (Malaria), wider das Steinweh und alle innerlichen Geschwüre.

Kardobenediktenkraut in Speis und Trank genutzt ist behilflich wieder den Schwindel und das große Hauptweh, welches über den Augen wütet.“ Ebenso rühmt er den äußerlichen Gebrauch: “Für den Krebs und andere faule Schäden ist kaum ein köstlichere Artzney”, und berichtet von einer Frau, der die Brust durch Krebs “biß auf das Bein aussgefressen” war, der aber durch Waschung mit Benediktenwasser und Aufstreuen des gepulverten Krautes geholfen worden sei.

Im „Medicinischen Lexicon“ von 1755 erwähnt von Haller den Ruf des Benediktensaftes als eines zuverlässigen Mittels gegen “faule venerische, ja selbst die krebsmäßigen Geschwäre, innerlich und äußerlich”. Er empfiehlt das Kraut gegen Magenerkrankungen, Fieber und Kopfschmerzen, vor allem bei Vorhandensein zähen Schleims und mangelnder Gallensekretion. Die Blätter “sollen besonders dem Herzen und der Brust wohl dienen, Schweiß und mit demselben alles Gift austreiben”.

Im 18. Jahrhundert lobte der Arzt Hufeland das Heilkraut als Husten- und Katarrhmittel, aber auch gegen Krupp, Erbrechen, Schwindsucht, rheumatische Beschwerden, Exantheme, Drüsenverstopfung und Geschlechtskrankheiten. In der Deutschen medizinischen Wochenschrift von 1893 schilderte Schwartz den Fall eines Patienten mit inoperablem Unterleibskarzinom bei dem durch tägliche Gaben von 1-2 g Benediktenkraut ein auffallend langjähriger Stillstand des Leidens eintrat.

Einige Kräuterliköre enthielten neben anderen Pflanzenextrakten das Benediktenkraut, beispielsweise der „Benediktiner“ aus der Normandie.

Wichtigste Inhaltsstoffe

Sesquiterpenlactone: Artemisiifolin, Cnicin, Salonitenolid (Benedictin), Arctigenin
Flavonoide: Apigenin-7-glucosid, Luteolin, Luteolindiglucosid, Astragalin
Mineralien: 10-18% Kalium- und Magnesiumsalze
Lignanlactone: Arctigenin, Trachelogenin, Nortrachelosid und 2-Acetylnortrachelosid
Vitamin B 1
Ätherische Öle: Citronellol, Citral, Cymen, Fenchon, Cuminal und p-Cymen, Benzaldehyd, α-Amyrin und Derivate